Gondoliere – Beruf mit Tradition
Sie gehören zu Venedig wie die Rialtobrücke, der Markusplatz oder die Tauben darauf – die Gondolieri. Seit Jahrhunderten dienen sie Venezianern als wichtiges Verkehrsmittel. Seit durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes verstärkt Touristen in die Lagunenstadt in Venetien kamen, fahren die Gondeln auch mehr und mehr Besucher durch das romantische Venedig. Vorher jedoch gehörten die Gondolieri zum Hauspersonal der wohlhabenderen Bürger, so wie Kutscher in weniger wassergeprägten Gebieten. Die Gondolas werden ähnlich wie beim Tübinger Stocherkahn oder die Boote auf dem Cam in Cambridge geführt, jedoch verwendet der Gondoliere keine Stange, sondern ein Ruder. Man spricht daher durchaus vom Rudern der Gondola.
Wasserstadt Venedig
Die Gondole waren und sind das wichtigste Transportmittel in Venedig. Und wenn viele Städte (z.B. Berlin, Hamburg, Kopengagen oder Stockholm) nördlich von Venedig als „Venedig des Nordens“ bezeichnet werden, weil sie so viele Brücken haben, geht das eigentlich an der Eigenschaft Venedigs vorbei, denn die Besonderheit sind ja eben nicht die Brücken, sondern das Überqueren des Wassers in den Gondolas aufgrund der vergleichsweise wenigen Brücken (Venedig 398, Leipzig, 479, Berlin 2100, Hamburg 2496). Und die Kulisse in Venedig mit den romanischen bis barocken Bauten ist auch nicht zu verachten.
Die Gondola und die Gondolieri
Das Ruder der Gondola wird remò genannt, die Führungsgabel fórcola. Obwohl der Name es suggeriert, ist die Form viel komplizierter als nur eine Gabel, denn der Gondoliere muss viele verschiedene Manöver mit dem Ruder ausführen können. Der verzierte Aufsatz auf dem Bug heißt fèrro, muss aber nicht zwangsläufig aus Eisen sein.
Die Gondolieri sind in einer Genossenschaft organisiert und die Anzahl der Lizenzen ist streng limitiert. Seit 2006 gibt es eine staatliche Prüfung zur Erlangung der Lizenz für kommerzielle Gondolieri. Privatgondeln (z.B. von Hotels) benötigen keine Lizenz. Auf diese Weise konnte die erste Gondoliera (Alexandra Hai) den bis dato als Männerdomäne existierenden Beruf ausüben, nachdem sie mehrfach durch die Prüfung gefallen war. Die zweite Frau am Steuer – Giorgia Boscolo – bestand die Prüfung 2009.